Der angolanische Künstler Kiluanji Kia Henda nimmt das Publikum mit auf einen künstlerischen Grenzgang in die Südsteiermark und baut die aktuellen politischen Geschehnisse installativ in die Landschaft ein.
Mit Kiluanji Kia Henda (PT/AO)
Blut ist rot, und Wein ist rot – so weit eine simple Tatsache, die sich seit Jahrtausenden in biblischen Gleichnissen, Texten, Liedern und populärer Alltagskultur wiederfindet. Kiluanji Kia Henda hat in der Südsteiermark aber noch eine weitere Ähnlichkeit entdeckt: jene zwischen den Mustern der Metallsperren, die neuerdings das Land abschotten, und jenen, die Weinstöcke aufrecht halten. Als der Angolaner erstmals die Grenzregion besuchte, prägten idyllisch sich rankende Weinreben, ein launiger Liederabend in einer Buschenschank und eine erstaunliche Anzahl an Kruzifixen und Bildstöcken seinen Aufenthalt.
Inspiriert davon realisiert Kia Henda nun im Auftrag des steirischen herbst eine seiner bislang größten installativen Arbeiten im öffentlichen Raum auf einem Wiesengrundstück im Besitz von Schloss Seggau. Mit seiner Installation aus hunderten von im Grenzgebiet aufgestellten blutroten Metallstangen spannt der in Luanda und Lissabon lebende multimediale Künstler einen beklemmenden Bogen zwischen den derzeit herrschenden Ängsten in der Gesellschaft, den katholischen Traditionen, dem südsteirischen Weinbau und den Zäunen, die uns die lange unsichtbare Grenze zu Slowenien vor Augen halten.
„Dies ist mein Blut“ repräsentiert für Kia Henda nicht nur den Pakt zwischen Menschlichem und Göttlichem, sondern auch die Tragödie der Tausenden von Flüchtenden, die in und um Europa ums Leben kommen.
Eine Postkartenserie ergänzt das Projekt.
Auftragswerk steirischer herbst
Kiluanji Kia Henda (PT/AO)
Kiluanji Kia Henda, geboren 1979 in Luanda/Angola, lebt und arbeitet als Fotograf und bildender Künstler in seiner Heimatstadt und der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Nach ersten Teilnahmen an Gruppenausstellungen in Angola und Spanien präsentierte er 2007 mit „Ngola Bar“ seine erste Soloausstellung, die unter anderem während der 1. Triennale Luanda und der 52. Biennale Venedig zu sehen war. In den Folgejahren war Henda in Kapstadt, Venedig, Paris und Amman/Jordanien tätig und konzeptualisierte und realisierte im Rahmen dieser Residenzen weitere international gezeigte Projekte wie „self-portrait as a white man“ (2010) und „Homem Novo“ (2012). Ebenfalls 2012 verlieh ihm das angolanische Kulturministerium den „National Prize of Art and Culture“. 2015 war Henda im Rahmen der Sammelausstellung „Das ist nicht meine Geschichte!“ auch erstmals beim steirischen herbst zu sehen.