Wie schlagen wir aus Schuld Kapital? Können wir sie überhaupt loswerden? In einem installativen Parcours geht Julian Hetzel dem Begriff der Schuld auf den Grund. Pointiert und überraschend zeigt er vielfältige Arten des Ablasshandels zwischen Schönheitsklinik und Seifenproduktion.
Der letzte Vorstellungsdurchlauf beginnt eine Stunde vor Schließzeit.
8 € Einzelkarte
12 € Kombi-Ticket „The Benefactor“ & „Schuldfabrik“
In deutscher und englischer Sprache
Schuld und Schulden – diese Begriffe sind untrennbar miteinander verbunden: Die Schuld als moralische, die Schulden als ökonomische Verpflichtung vervielfältigen einander gegenseitig. Julian Hetzels „Schuldfabrik“ erforscht diesen Konflikt und die Tatsache, dass wir schon bei der Geburt einen Rucksack an historischen oder religiösen Ereignissen umgehängt bekommen – eine Kollektivschuld, die wir nicht selbst verursacht haben.
Von seinem eigenen, ganz persönlichen „Schuldpaket“ ausgehend errichtet Hetzel für den steirischen herbst einen Parcours mit unterschiedlichen Möglichkeiten, Schuld in ihren verschiedenen Aspekten zu untersuchen – und vielleicht sogar zu tilgen. Das Publikum betritt etwa einen Concept Store, eine Schönheitsklinik, einen Beichtraum und eine Seifenfabrik. Darf man sich vom Schmerz einfach reinwaschen oder muss man sich dann schuldig fühlen? Die performative Installation macht Schuld und Schulden zu Rohstoffen, die verarbeitet, produziert und zu Objekten gemacht werden. Es gibt mehrere Eingänge, aber keinen Ausweg: Wer sich einmal in die Produktionsweisen der „Schuldfabrik“ begeben hat, hat keine Entschuldigungen mehr.
Der in Utrecht arbeitende deutsche Künstler Julian Hetzel bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Theater, Performance und bildender Kunst. Dokumentarische Ansätze vereint er mit politischen Dimensionen. Auf Einladung des steirischen herbst entwickelt er das Projekt „Schuldfabrik“. Verspielt, provokant, immer aber auch überraschend bringt er die kollektive Verpflichtung zur Erinnerung in einen Dialog mit dem individuellen Recht zu vergessen.
Konzept und Regie Julian Hetzel
Mit / With Orion Maxted, Hennie Spronk, Revé Terborg, Waltraud Brauner, Ulli Lang, Hrvoje Progorelic, Daniel Riedl
Dramaturgie Miguel Angel Melgares
Produktionsleitung Jasper Hupkens
Technische Leitung Willem Verheij
Technische Assistenz Tijmen Willemsen
Künstlerische Mitarbeit Liza Witte
Maschinenkonstruktion Hannes Waldschütz
Spezialeffekte Chaja Hertog
Design Peim, Deimion van der Sloot
Fotografie Ben and Martin Photography, Jenny Cremer
Produktionsberatung Matthias Thünnerhoff
Auftragswerk steirischer herbst
Produktion ism & heit
Koproduktion steirischer herbst, Noorderzon Festival Groningen, SPRING Festival Utrecht
Kopräsentation NXTSTP, unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen Union
Projektförderer Performing Arts Fund NL
Julian Hetzel (NL/DE)
Julian Hetzel, geboren 1981 im deutschen Schwarzwald, lebt zurzeit als freischaffender Künstler in Utrecht/Niederlande. Hetzel studierte bis 2008 Visuelle Kommunikation an der Bauhaus Universität in Weimar, wo er 2005 das audiovisuelle Atelierprojekt „YouAreWatchingUs“ ins Leben rief. Im Folgejahr kreierte er das Medienkunstprojekt „preENTER“, das unter anderem im Rahmen der ARS Electronica 2008 aufgeführt wurde, und die am Deutschen Nationaltheater Weimar aufgeführte Performance „Monokultur“. Nach seinem Abschluss setzte Hetzel seine Ausbildung an der Kunsthochschule DasArts in Amsterdam fort. Seine Diplomperformance „I’m Not Here Says The Void“ wurde 2014 am Theater Frascati in Amsterdam uraufgeführt. Hetzel, der neben seiner Arbeit als multidisziplinärer Künstler auch Mitglied der Elektropop-Band Pentatones ist, wird 2016 auch erstmals Graz beehren: Seine Performance „The Benefactor“ wird ebenso beim steirischen herbst zu sehen sein wie sein neuestes Stück „Schuldfabrik“, das im Rahmen des Festivals uraufgeführt wird.